Papierherstellung hat sehr viel mit Klimaschutz, mit den Rechten der Indigenen und mit Umweltschutz zu tun. Denn weltweit wird jeder fünfte Baum für die Herstellung von Zellulose gefällt.
Wald und Klimaschutz
Der gewaltige Papierhunger der reichen Länder – rund 250 kg pro Person und Jahr in Deutschland, Stand 2009 – trägt zur Vernichtung der ursprünglichen Wälder bei. Intakte Wälder, besonders die Urwälder im Norden wie im Süden, sind aber riesige CO2-Speicher – eine Leistung, die Holzplantagen nicht erbringen können. Auch verbraucht die Produktion von Frischfaserpapier sehr viel Energie. Fossile Energie (bei Papierfabriken überwiegend aus Kohlekraftwerken) führt aber zu hohem CO2-Ausstoß.
Die Rechte der Indigenen
Für Völker, die seit Jahrhunderten im und vom Urwald leben, sind die Holzplantagen „grüne Wüsten“, die ihnen Land und Lebensgrundlage genommen haben. Die Sami in Finnland leben von der Rentierzucht und sind deshalb auf das Vorhandensein alter Wälder angewiesen – ihre Kultur ist gefährdet. Indigene in Kanada leben vom Fischfang, Papiermühlen führen zu hohem Wasserverbrauch und Schadstoffbelastung. In Indonesien geht die Ausdehnung von Eukalyptus- und Akazienplantagen weiter. Außerdem sind die ursprünglichen Wälder Biotope vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten, ihre Vernichtung trägt zum Artensterben bei – ob in Schweden, Kanada oder auf der Südhalbkugel.
Recyclingpapier
Für Recyclingpapier wird kein Holz verbraucht, sondern Altpapier, das bis zu 6mal recycelt werden kann. Die Herstellung von Recyclingpapier verbraucht im Vergleich zu Frischfaserpapier weniger als die Hälfte Energie und Wasser und emittiert deutlich weniger CO2. Recyclingpapier ist heutzutage kostengünstig und so gut, dass es auch für anspruchsvolle Verbraucher ein passendes Angebot gibt. Für moderne Kopiergeräte und Drucker ist Recyclingpapier kein Problem. Aber nur das Umweltlabel „Blauer Engel“ garantiert, dass ein Produkt Recyclingpapier aus 100% Altpapier ist. Andere Label sind irreführend, Papier besteht dann z.B. doch aus Frischfasern, nur nicht aus den Tropen.
Papierverbrauch in Osnabrück
Recyclingpapier war in Osnabrück bis 2008 fast völlig aus dem öffentlichen Bewusstsein und aus den Regalen verschwunden, Städte wie Aachen oder Essen lagen bei 100 Prozent Recyclingpapiernutzung in Verwaltung und Schulen, Osnabrück bei 22 Prozent in der Verwaltung und unter 5 Prozent in den Schulen. Der Stadtrat beschloss daraufhin, die Papierbeschaffung für städtische Einrichtungen auf Recyclingpapier umzustellen. Die O.K. fand allerdings 2010 heraus, dass viele Schulen weiterhin Frischfaserpapier einkauften.
Schulen gehören zu den größten Papierverbrauchern. Eine Schule mit 1.500 Schülern bestellt im Jahr rund 1 Million Blatt Papier. Das führt zu diesen Umweltkosten:
O.K. – Die Recyclingpapier-Kampagne gemeinsam mit der Stadt Osnabrück 2010
Die Kampagne soll bewirken, dass Schulen, Kirchengemeinden und andere große Papierverbraucher umdenken und vollständig auf Recyclingpapier umstellen. Ebenso wollen wir die Osnabrücker BürgerInnen für die Papierwende erreichen.
1. Schulen und Einzelhandel machen die Papierwende
Gespräche mit der O.K. regten etliche Schulen an, sich mit dem Thema Recyclingpapier intensiver zu beschäftigen. Bei der Beschaffungsstelle der Stadt bzw. der Kirche wird seitdem vermehrt Pecyclingpapier bezogen. Mehrere Schulen beschlossen, vollständig auf Recyclingpapier umzustellen, gründeten Recyclingpapier-AGs und sind damit wichtige Vorbilder und Multiplikatoren. Die O.K. hat etliche Osnabrücker Geschäfte überzeugen können, Recyclingpapier deutlich umfangreicher in ihr Sortiment aufzunehmen.
2. Der Brief des Oberbürgermeisters
Der Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück hat sich 2010 in einem Brief an die Eltern der Osnabrücker Schüler gewandt. Er begründet, weshalb Recyclingpapier Klima und den Lebensraum der Indigenen schont und bittet darum, beim Kauf von Schulmaterialien auf den “Blauen Engel” zu achten. Die meisten Schulen haben diesen Brief verteilen lassen.
3. Bildungsangebot und Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne
Beispiele: Die pädagogische Umweltberatung und Greenpeace Osnabrück bieten an, zum Thema Papierwende in den Schulunterricht zu kommen. In einer Podiumsveranstaltung im September 2010 mit Vertretern der Papierindustrie, der Verbraucherzentrale und von “ARA” (Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz) werden die Themen Papier, Klimaschutz und Rechte der Indigenen diskutiert. In mehreren Artikeln hat die Neue Osnabrücker Zeitung über die Recyclingpapier-Kampagne berichtet.
Und was kann ich tun?
- Sparen Sie Papier ein, wo immer Sie können.
- Stellen Sie vollständig auf Recyclingpapier – und nur “so weiß wie nötig”.
- Fragen Sie im Einzelhandel nach Recyclingpapier mit dem “Blauen Engel”.
- Bestellen Sie den Robin-Wood-Flyer “Mehr Recyclingpapier!” (s.o.)
- Sprechen Sie Bekannte, Arbeitgeber und die Schule Ihres Kindes an.
Weitere Infos
- Robin Wood über Wald und Papier
- Robin Wood – Mehr Recyclingpapier (2009)
- Urgewald – Papier macht niemand satt (2005)
- ARA, urgewald – Ausstellung Papierwende (2010)
- Initiative 2000plus: Häufige Fragen zu Recyclingpapier (FAQs)
- Papier-Atlas Deutschland 2008 (interaktive Karte)
- Pädagogische Umweltberatung Osnabrück
- O.K. – OB-Brief der Recyclingpapier-Kampagne (2010)