Die ÖPNV-Flatrate – Osnabrück in Bewegung

Klimaschutz und solidarische Mobilität als Modellprojekt

Fahrscheinloser ÖPNV heißt: Öffentlicher Nahverkehr wird viel mehr genutzt – und Mobilität steht allen zur Verfügung. Fahrkartenautomaten kommen ins Museum, Fahrpläne gleich auch, Takte werden erhöht, Haltestellen ausgebaut. In über 20 französischen Städten, z.B. in Aubagne, im belgischen Hasselt und der estnischen Hautstadt Tallinn wurde fahrscheinloser ÖPNV nach ganz unterschiedlichen Modellen eingerichtet. In Erfurt, Bremen, Hamburg, Hannover, Tübingen und anderen Städten – bundesweit wie international – gibt es Initiativen.

In Osnabrück fordern nun zwei größere Bündnisse (O.K. und Osnabrücker Sozialkonferenz), wie auch der Masterplanbeirat „100% Klimaschutz“ der Stadt, eine Machbarkeitsstudie zur ÖPNV-Flatrate/zum fahrscheinlosen ÖPNV. In diese Studie sollen Erfahrungen anderer Städte eingehen und soll die konkrete Umsetzung in Osnabrück fachkundig und unabhängig untersucht werden. Der nächste Schritt wäre – bei positivem Ergebnis – ein Osnabrücker Pilotprojekt.

Denn die ÖPNV-Flatrate (auch Bürgerticket) könnte eine Antwort sein auf gleich mehrere drängende Fragen:

  • Wir müssen Mobilität sozial gestalten, denn auch Menschen mit geringem Einkommen haben Anspruch auf soziale Teilhabe durch intelligente Mobilität. Alle ÖPNV-Flatrateprojekte wirken gleichzeitig sozial und ökologisch. Mobilität wird hier zur zur Solidaraufgabe der gesamten Stadtgesellschaft.

  • Osnabrück als Modellstadt im Programm „Masterplan 100% Klimaschutz“ muss den Nahverkehr so deutlich ausbauen, dass wirklicher Klimaschutz erreicht wird. Projekte mit fahrscheinlosem ÖPNV können erhebliche Steigerung der ÖPNV-Nutzung und Rückgang des PKW-Verkehrs bewirken, wenn das Gesamt-Mobilitätskonzept dazu passt (sogenannte Push- und Pullfaktoren).
  • Stadtplanung für eine schöne, bunte, menschenfreundliche Stadt geht nur mit viel weniger Autos. In Städten mit fahrscheinlosem ÖPNV konnten bereits Straßen und Parkplätze zurückgebaut werden, entstanden grünere, ruhigere, deutlich mehr frequentierte Innenstädte, auch im Interesse des innerstädtischen Einzelhandels.

Dazu gibt es unterschiedliche Modelle: Die ÖPNV-Flatrate (Bürgerticket) funktioniert wie ein „Semesterticket für alle“: einmal im Jahr zahlen, etwa so viel wie für eine Handy-Flatrate. Befreit sind z.B. Jugendliche, Menschen mit Mobilitätsbehinderungen, Erwerbslose/BezieherInnen von Hartz IV. Dieses Modell hat viele Vorteile, andere Konzepte sind abgabe- oder steuerfinanziert. Diskutiert wird auch eine Kombination: Im Prinzip zahlen dann alle, die vom ÖPNV profitieren können (BürgerInnen und Betriebe),

Es gibt viele Fragen zum fahrscheinlosen ÖNV, die tatsächlich gut zu klären sind: u.a. die nötige Infrastruktur, Finanzierungsmodelle (auch einkommensabhängige Varianten), die Einbeziehung der PendlerInnen und die landesrechtlichen Voraussetzungen. Auf Erfahrungen – Erfolge wie Probleme – aus bisherigen Projekten (z.B. Hasselt) kann jetzt gut aufgebaut werden.

Es gibt für den fahrscheinlosen ÖPNV/die ÖPNV-Flatrate zunehmendes, bundesweites und europäisches Interesse – besonders für die ersten Großstädte, die, gemeinsam mit den jeweiligen Landesregierungen, konkrete Pilotprojekte auf den Weg bringen. Osnabrück, als „Klimaschutz-Modellstadt“ und als „Friedensstadt“ mit sozialer Verantwortung, sollte nicht abwarten, sondern jetzt die Machbarkeit eine Osnabrücker ÖPNV-Flatrate untersuchen lassen, in Zusammenarbeit mit der Landespolitik und vernetzt mit anderen Städten.

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